Am Deutschen Herzzentrum sollen Patientenlisten manipuliert worden sein. Transplantationsmediziner Nagel sagt: Ein alter Fall. Das wäre heute nicht mehr möglich.


 

Gegen das Deutsche Herzzentrum Berlin (DHZB) sind neue Vorwürfe wegen der Manipulation von Organtransplantationen erhoben worden. Transplantationsmediziner sind ob der Vorwürfe entsetzt. Der Transplantationsmediziner Eckhard Nagel, der auch Mitglied des Ethikrats ist, hat nun zu einer differenzierten Sichtweise aufgerufen. "So sehr ich schockiert bin über die Meldung, so sehr gehe ich davon aus, dass dies heute nicht mehr möglich wäre", sagte er.

Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen versuchten Totschlags gegen das Deutsche Herzzentrum. Es bestehe der Verdacht, dass Wartelisten für Herztransplantationen manipuliert worden sind. Ermittelt wird, ob Patienten auf der Liste bevorzugt wurden, während andere nach hinten rutschten und damit in Lebensgefahr gerieten.

2014 sterben wieder mehr Patienten auf den WartelistenNagel sagte, man müsse differenzieren zwischen dem, was in Berlin zwischen 2010 und 2012 passiert sein solle und der aktuellen Situation: Es habe sich viel getan im Bereich der Transplantationszentren. Es seien Transplantationskonferenzen eingeführt worden sowie das Sechs-Augen-Prinzip zur Prüfung aller Daten bei der Anmeldung auf der Warteliste.

Zugleich sagte Nagel, dass in diesem Jahr in Deutschland wieder mehr Patienten auf der Warteliste sterben müssten als im vergangenen Jahr: "Das ist ein unhaltbarer Zustand. In Deutschland sterben Menschen, die in Nachbarländern überleben würden." Das sei mehr als bedrückend und besorgniserregend. Grund für die Engpässe bei Organspenden ist das Misstrauen vieler Menschen gegenüber Transplantationszentren, ausgelöst durch mehrere Organspende-Skandale.

Entsetzt über den Manipulationsverdacht in Berlin zeigte sich Jan Gummert, Direktor am Herz- und Diabeteszentrum Bad Oeynhausen. "Das ist ein absolutes Desaster. Das reicht, um das mühsam wiederhergestellte Vertrauen in die Organspende erneut zu zerstören", sagte er. Gummert fürchtet, dass der Skandal sich stark auf die Spendenbereitschaft auswirkt. Auch in Bad Oeynhausen werde die Warteliste mit Patienten ständig länger, die auf ein Spenderherz warteten.