Ärztestreiks trotz Tarifeinigung

Honorare steigen um drei bis vier Prozent, doch viele Praxen bleiben geschlossen

 

 

 

Trotz der Beilegung des Honorarstreits wollen heute zehntausende niedergelassene Ärzte demonstrieren. Patienten müssen sich bundesweit auf geschlossene Praxen einstellen. 25.000 bis 30.000 Ärzte und Angestellte werden am Vormittag und Mittag zu Kundgebungen vor 35 Krankenkassen-Filialen erwartet. 

Die Proteste sollten ein Zeichen setzen, dass die niedergelassenen Ärzte auf eine grundsätzliche Lösung drängten, hieß es zur Begründung. Denn das Problem von fehlenden festen Preisen und unbezahlten Leistungen der Ärzte und Psychotherapeuten bleibe auch nach der gestrigen Einigung bestehen. 

Kritik kam vom Vorstand des AOK-Bundesverbandes. Uwe Deh sagte der Nachrichtenagentur dapd, die Ärzteverbände schadeten mit den Praxisschließungen vor allem den Patienten, die auf eine reibungslose Versorgung angewiesen seien. Jeder, der jetzt meine, weiter auf Protest und Verunsicherung der Menschen zu setzen, sei auf dem falschen Weg.
 

Einigung auf 1,27 Milliarden Euro mehr im kommenden Jahr

Der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen (GKV) und die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KVB) hatten am Abend eine Honorarsteigerung von 1,15 bis 1,27 Milliarden Euro vereinbart. Das entspricht nach Angaben der KBV einem Plus von drei bis vier Prozent. Die rund 150.000 niedergelassenen Ärzte in Deutschland sollen demnach 2013 bis zu 1,27 Milliarden Euro mehr verdienen. 

KBV-Chef Andreas Köhler und der stellvertretende GKV-Vorsitzende Johann-Magnus von Stackelberg zeigten sich nach der Einigung zufrieden mit dem Ergebnis. Demnach soll die sogenannte Grundversorgung um 270 Millionen Euro steigen, wie bereits in ersten Verhandlungen entschieden worden. Ferner sollen die Kosten für die Psychotherapie zukünftig aus dem Gesamtbudget herausgelöst werden. Am 22. Oktober soll die nun erzielte Entscheidung im Erweiterten Bewertungsausschuss offiziell beschlossen werden.
 

Gesundheitsminister Bahr (FDP): "tragbare Grundlage"

Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr begrüßte die Einigung von Krankenkassen und Ärzten. Er sprach von einer tragbaren Grundlage für Ärzte, Patienten und Beitragszahler. Die monatelangen Verhandlungen seien aber "kein Glanzstück" gewesen.

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