Der Erste Mai wird auch als Tag der ArbeitMaifeiertag oder Kampftag der Arbeiterbewegung bezeichnet. Er ist in DeutschlandÖsterreich, Teilen der SchweizItalienUngarn,RusslandVR ChinaSpanienGriechenlandPolenFrankreichSchwedenSlowenienFinnlandTürkeiMexikoThailandNordkoreaPortugalJemenVietnamEstland Brasilienund vielen anderen Staaten gesetzlicher Feiertag.


HauptartikelHaymarket Riot
Haymarket Affair
 

Anfang 1886 rief die nordamerikanische Arbeiterbewegung zur Durchsetzung des Achtstundentags zum Generalstreik am 1. Mai auf – in Anlehnung an die Massendemonstration am 1. Mai 1856 in Australien, welche ebenfalls den Achtstundentag forderte. Der 1. Mai war traditionell auch der moving day, an dem öfter Wechsel im Beruf oder Wohnort durchgeführt wurden.[2] Es kam darauf zu Massenstreiks und Demonstrationen in den Industrieregionen.

 

Auch in einer Chicagoer Fabrik für landwirtschaftliche Geräte erklärten sich zu dieser Zeit die Mehrheit der Arbeiter solidarisch gegen die Betriebsleitung und drohten mit Streik, weil sie unzufrieden waren mit dem 12-Stunden-Tag bei einem Durchschnitts-Tagesverdienst von 3 US$. Für diese 3 US$ bekam man im Jahr 1886 in einem Restaurant ein mageres Abendessen. Die Geschäftsleitung reagierte mit Massenaussperrungen und versuchte, die nun 800 bis 1000 freien Stellen mit neuen Einwanderern zu besetzen. Infolge der Kampagnen der sozialistischen Arbeiter-Zeitung meldeten sich jedoch nur 300 neue Arbeiter, während in anderen Fällen Arbeiter vor der Fabrikpforte Schlange standen. Das wurde und wird bis heute als großer Sieg der Gewerkschaft gewertet.

Drei Wochen später hielt August Spies, der Chefredakteur und Herausgeber der Arbeiter-Zeitung, am Abend des 1. Mai 1886 auf einer Arbeiterversammlung auf dem Haymarket in Chicago eine Rede. Nach der Haymarketversammlung – Ursprung des Arbeiterklassenbewusstseins – folgte ein mehrtägiger Streik in Chicago und führte zunächst am 3. Mai zu einer gewalttätigen Auseinandersetzung zwischen Demonstranten und der Polizei, bei der zwei Demonstranten getötet wurden. Bei einer Protestkundgebung am Tag darauf eskalierte die Gewalt. Nach der Stürmung der friedlichen Versammlung durch die Polizei warf ein Unbekannter eine Bombe, die einen Polizisten sofort tötete und zahlreiche Polizisten wie auch Demonstranten verletzte. Sechs weitere Polizisten starben an den Folgen des Bombenanschlags. Bei dem anschließenden Gefecht, das in die US-Geschichte als Haymarket Affair eingegangen ist, wurden mehr als 200 Arbeiter verletzt; die Zahl der Toten wird mit sieben Polizisten und schätzungsweise der dreifachen Anzahl auf Seiten der versammelten Arbeiter angegeben.[3]

Acht Anarchisten, die die Kundgebung organisiert hatten, wurden festgenommen und der Verschwörung angeklagt. Vier von ihnen, darunter der Chefredakteur und Herausgeber derArbeiter-Zeitung Spies, wurden durch den Strang hingerichtet, einer beging in seiner Zelle Suizid. Die noch lebenden drei wurden sechs Jahre später begnadigt.

Auf dem Gründungskongress der Zweiten Internationalen 1889 wurde zum Gedenken an die Opfer des Haymarket Riot der 1. Mai als „Kampftag der Arbeiterbewegung“ ausgerufen. Am 1. Mai 1890 wurde zum ersten Mal dieser „Protest- und Gedenktag“ mit Massenstreiks und Massendemonstrationen in der ganzen Welt begangen.

Deutschland – gesetzlicher Feiertag

Der Versuch der Weimarer Nationalversammlung, am 15. April 1919 den 1. Mai zum gesetzlichen Feiertag zu bestimmen, endete bereits 1919: Für das Gesetz, das nur auf den 1. Mai 1919 beschränkt war, stimmten SPDDDP und Teile des Zentrums. Während die bürgerlich-rechte Opposition (DNVPDVP) sowie weite Teile des Zentrums die Einführung des Tages der Arbeit als Feiertag überhaupt ablehnten, ging der USPD das Gesetz nicht weit genug, sie forderte zusätzlich die Einführung des 9. Novembers als Revolutionsfeiertag. Der so genannte Blutmai (Berlin 1929) ließ die Widersprüche zwischen KPD und SPD deutlich werden.

Gesetzlicher Feiertag wurde der 1. Mai ab 1933 durch die Nationalsozialisten. Das Reichsgesetz vom 10. April 1933[4] benannte ihn als „Feiertag der nationalen Arbeit“. Am 2. Mai 1933 wurden die Gewerkschaften in Deutschland verboten und die Gewerkschaftshäuser gestürmt. Im Jahr 1934 wurde der 1. Mai durch eine Gesetzesnovelle zum „Nationalen Feiertag“ erklärt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der 1. Mai 1946 durch den Alliierten Kontrollrat bestätigt. Maikundgebungen durften jedoch nur eingeschränkt durchgeführt werden.

Der 1. Mai ist in der Bundesrepublik Deutschland nach den Feiertagsgesetzen der Bundesländer ein gesetzlicher Feiertag. Die amtliche Bezeichnung in Deutschland ist durch Gesetze der einzelnen Länder geregelt. In Nordrhein-Westfalen z. B. ist der 1. Mai offiziell Feiertag als „Tag des Bekenntnisses zu Freiheit und Frieden, sozialer Gerechtigkeit, Völkerversöhnung und Menschenwürde“.

In der DDR und weiteren sozialistischen Ländern wurde der 1. Mai als „Internationaler Kampf- und Feiertag der Werktätigen für Frieden und Sozialismus“ begangen und auf die Traditionen der internationalen Arbeiterbewegung verwiesen. Die Teilnahme an den Demonstrationen, mit dem Vorbeimarsch an der Tribüne mit führenden Parteimitgliedern und anderen Ehrengästen, war für Betriebe und Schulen im Allgemeinen eine Pflichtveranstaltung. Symbol des 1. Mai ist die rote Mainelke.

Seit den 1980er Jahren gab es neben den politischen organisierten Demonstrationen auch regelmäßig Ausschreitungen, vor allem im Zusammenhang mit der Demonstration zum1. Mai in Kreuzberg (Berlin).

Darüber hinaus gibt es seit 2001 den internationalen EuroMayDay, dessen zentrales Anliegen ist, den verschiedenartigsten Formen von Prekarisierung in Arbeit und Leben einen Ausdruck zu geben, die durch die klassischen Institutionen der Arbeiterbewegung und der Linken nicht (mehr) organisiert werden.

Österreich]

Auch in Österreich beteiligte sich die Arbeiterschaft seit dem 1. Mai 1890 vor allem mit Ausflügen ins Grüne. Die neu gegründete Arbeiter-Zeitung schrieb dazu:

„Er ist sehr schön, der 1. Mai, und die Tausende von Bourgeois und Kleinbürgern werden es den Hunderttausenden von Proletariern gewiss gerne vergönnen, sich auch einmal das berühmte Erwachen der Natur, das alle Dichter preisen und wovon der Fabrikszwängling so wenig bemerkt, in der Nähe zu besehen.“

– Victor AdlerArbeiter-Zeitung[6]

Die christliche Arbeiterbewegung veranstaltete im Jahr 1893 die erste Maikundgebung, nachdem sich 1891 Papst Leo XIII. in der Enzyklika Rerum Novarum über die Arbeiterfrage geäußert hatte. Im Laufe der Jahre wurde der 1. Mai immer mehr zum arbeitsfreien Tag erklärt. So war im Jahr 1907 in 62 % der Kollektivverträge der Tag mit Arbeitsruhe verbunden.

In der Ersten Republik wurde der Tag am 25. April 1919 zum Staatsfeiertag erklärt. Die Maifeiern der Sozialdemokraten wurden allerdings im Jahr 1933 zur Zeit desAustrofaschismus durch Bundeskanzler Engelbert Dollfuß verboten.

In den Jahren des Nationalsozialismus war der 1. Mai der „Tag der deutschen Arbeit“ (auch: „Tag der Nationalen Arbeit“). Arbeitgeber sowie Arbeitnehmer waren damals in derDeutschen Arbeitsfront zusammengefasst.

Nach Kriegsende wurde der 1. Mai wieder zum Staatsfeiertag erklärt.

Der große Maiaufmarsch der Sozialisten findet in Wien statt. Nachdem bis dahin Kundgebungen in den Bezirken stattfanden[7] gingen sie 1921 erstmals von verschieden Treffpunkten in den Bezirken über die Wiener Ringstraße zum Rathausplatz, wo die Abschlusskundgebung stattfand. Die heutige Form geht jedoch auf das Jahr 1929 zurück. Im Jahre 1926 gab es erstmals am Vorabend einen Fackelzug der Arbeiterjugend. Während der Jahre 1933 bis 1945 konnte er nicht stattfinden. 1946 marschierten 200.000 Menschen am Rathaus vorbei und 1947 gab es wieder einen Fackelzug der Sozialistischen Jugend. Im Jahre 1980 war der Aufmarsch durch den Terroranschlag auf Heinz Nittel überschattet, der auf dem Weg zu den Feierlichkeiten war.[8]

Von 1913 bis 1998 begann der Betrieb der stadteigenen Verkehrsbetriebe am 1. Mai erst ab etwa 13 Uhr, um den Arbeitnehmern die Möglichkeit zu geben am Maiaufmarsch teilzunehmen. Unterbrochen wurde dies durch den ersten Weltkrieg, und von 1934 bis 1945 durch den Ständestaat, die Zeit des Nationalsozialismus und Zweiten Weltkrieg. Am 1. Mai 1934 kämpften die Tramwayfahrer gegeneinander, weil die einen am Vormittag fahren wollten, die anderen nicht.[9] Das erste Fahrzeug jeder Linie fuhren dann an der Vorderfront mit grünen Girlanden, Blumen und Wiener Flagge festlich geschmückt aus. Im Jahr 1998 beschloss der Gemeinderat einen ganztägigen Betrieb, die Gewerkschaft legte sich jedoch quer. Dies führte zur historisch einmaligen Notlösung, dass die Verkehrsbetriebe vier private Unternehmen beauftragte den Verkehr an diesem Vormittag auf den Nachtbusstrecken durchzuführen. Dies war auch das letzte Jahr in dem geschmückt wurde.[10] Seit 1999 wird ganztägig der gewöhnliche Feiertagsfahrplan von den Wiener Linien gefahren, nur auf der Ringstraße gibt es die bei Großveranstaltungen üblichen Umleitungen oder Kurzführungen.[11][12][13]

Schweiz – regionaler Feiertag 

In der Schweiz wird der 1. Mai nur regional als Feiertag begangen:

  • In den Kantonen BasellandBasel-StadtJuraNeuenburg und Zürich ist er als Tag der Arbeit ein gesetzlich anerkannter Feiertag, der den Sonntagen gleichgestellt ist.
  • In den Kantonen SchaffhausenThurgau und Tessin ist er als Tag der Arbeit ein gesetzlich anerkannter kantonaler Ruhetag.
  • Im Kanton Solothurn ist er ein gesetzlich anerkannter halber Feiertag (ab 12:00 Uhr).
  • Im Kanton Freiburg ist ab 12:00 Uhr für alle Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes arbeitsfrei, in der Regel handhaben es auch alle anderen Betriebe so.
  • Im Kanton Aargau ist er zwar nicht gesetzlich anerkannt, dennoch wird fast überall höchstens bis Mittag gearbeitet.
  • In den Gemeinden Hildisrieden (LU)Schüpfheim (LU) und Muotathal (SZ) wird der 1. Mai nicht als Tag der Arbeit begangen, er ist als Gedenktag des lokalen Schutzpatrons aber trotzdem ein gesetzlicher Feiertag. In den übrigen Teilen der Kantone Luzern und Schwyz ist der 1. Mai ein regulärer Arbeitstag.

Die größten Schweizer 1.-Mai-Feiern werden in der Stadt Zürich begangen. Das Zürcher 1.-Mai-Komitee organisiert am 1. Mai in Zusammenarbeit mit dem Gewerkschaftsbund die größte regelmäßig stattfindende Demonstration der Schweiz und ist ein großes Volksfest. Das Fest dauert mehrere Tage und wird alljährlich von Zehntausenden besucht.

Katholischer Gedenktag 

In Reaktion auf die vielfach sozialistisch ausgerichtete Arbeiterbewegung des 19. Jahrhunderts wurde der 1. Mai von Papst Pius XII. (Amtszeit von 1939 bis 1958) zum Gedenktag Josef des Arbeiters erklärt. Der EhemannMariens und Nährvater Jesu war laut der Bibel als tektôn (Bauhandwerker) tätig und gilt traditionell als Patron der Arbeiter.

Der bayerische Herzog Maximilian I. erklärte Maria 1616 zur „Patrona Bavariae“ und führte den 14. Mai als Festtag für seine Herrschaft ein. Im Zuge der Revision des Heiligenkalenders nach dem Zweiten Vaticanum wurde der Gedenktag auf den 1. Mai vorverlegt; er wird noch immer in den Diözesen der Freisinger Bischofskonferenz (bayerische Diözesen) begangen.

International 

  • In Nordamerika heißt der Tag der Arbeit Labor Day (USA; in KanadaLabour Day) und wird nicht im Mai, sondern am ersten Montag im September begangen.
  • In Finnland wird am 1. Mai Vappu, Tag des Frühlings, der Studenten und der Finnischen Arbeit gefeiert.
  • In Japan wird am 23. November ein gesetzlicher Feiertag begangen, der Arbeitsdanktag (勤労感謝の日, kinrô kansha no hi) heißt. Dieser Feiertag wurde im Jahr 1948 eingeführt. Er soll in der Bevölkerung ein allgemeines Gefühl der Dankbarkeit für die gegenseitig geleistete Arbeit sowie für die erreichten Produktionsleistungen wecken. Der Feiertag geht zurück auf den kaiserlichen Feiertag 新嘗祭 (niinamesai), der seit 1874 am selben Tag im Sinne eines Erntedankfestes gefeiert wurde. Vorgeschichte und Inhalt dieses Feiertages zeigen, dass er nicht mit dem Tag der Arbeit verwechselt werden darf. Dieser heißt auf Japanisch „mee dee“ (メーデー, May day). Der erste Maifeiertag fand in Japan im Jahr 1920 statt, und zwar am 2. Mai, einem Sonntag. Rund 10.000 Arbeiterinnen und Arbeiter versammelten sich an jenem Tag im Ueno-Park in Tokyo, um die Einführung des 8-Stunden-Tags zu fordern. In den folgenden Jahren fand der Maifeiertag dann jeweils am 1. Mai statt, vor dem Krieg zum letzten Mal im Jahr 1936. Der Maifeiertag lebte im Jahr 1946 wieder auf und wird seitdem jedes Jahr von den Gewerkschaften mit verschiedenen Aktivitäten begangen. Seit 2001 feiern allerdings verschiedene Gewerkschaften den Maifeiertag an unterschiedlichen Tagen, so etwa am 28. oder 29. April, oder wie gehabt am 1. Mai. Ein gesetzlicher Feiertag ist der 1. Mai in Japan nicht.
  • In der VR China wird der Tag der Arbeit, chinesisch 劳动节 (Pinyin: láo dòng jié), ebenfalls am 1. Mai begangen und ist ein gesetzlicher Feiertag. Sollte dieser Feiertag auf einen Samstag oder Sonntag fallen, wie im Jahr 2011, wird am folgenden Montag den Beschäftigten ein arbeitsfreier Tag zugesprochen. Schüler erhalten regulär drei Tage Schulferien.
  • In Vietnam heißt der Tag der Arbeit Ngày Quốc Tế Lao Động und wird auch am 1. Mai gefeiert.
  • In Frankreich heißt der Tag Fête du Travail (Fest der Arbeit) und ist gesetzlicher Feiertag. Es gibt den Brauch, Maiglöckchen als Symbol des Frühlings und als Glücksbringer zu verschenken.
  • In der Türkei heißt der Erste Mai Emek ve Dayanışma Günü (Tag der Arbeit und Solidarität).[14] Der 1. Mai wurde zum ersten Mal 1923 gefeiert. Damals hieß er 1 Mayıs İşçi Bayramı (1. Mai Arbeiterfeiertag). Nach demMilitärputsch von 1980 wurde der 1. Mai als Feiertag abgeschafft und erst im April 2009 als offizieller Feiertag wieder eingeführt. In den letzten Jahren kam es immer wieder zu blutigen und tödlichen Konfrontationen zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften.

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