Niemand muss mehr ohne Ausbildung bleiben

 

 

In diesem Jahr gibt es fast dreimal so viele offene Lehrstellen wie unversorgte Bewerberinnen und Bewerber. Das zeigt die Ausbildungsstellenbilanz der Bundesagentur für Arbeit (BA). Vielen Betrieben gelingt es nicht mehr, ihre Lehrstellen zu besetzen. Bis Ende September waren 519.800 Ausbildungsstellen gemeldet und damit 7,5 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Davon waren noch 29.689 unbesetzt. Dem standen 11.550 noch unversorgte Ausbildungsbewerberinnen und –bewerber gegenüber.
 
Trotz doppelter Abiturjahrgänge in Bayern und Niedersachsen und des Wegfalls des Wehr- und Zivildienstes sank die Zahl der gemeldeten Bewerber erneut um 2,5 Prozent oder 13.700 Personen auf 538.200. Das liegt vor allem daran, dass immer weniger Schüler die Schule ohne eine Studienberechtigung verlassen. Andererseits ist dies an den rasant steigenden Zahlen Studierender abzulesen.
 

Mehr Stellen als Bewerber

 
Rein rechnerisch gab es somit zu Beginn des Ausbildungsjahres noch 18.100 offene Lehrstellen mehr als unversorgte Bewerber. Im vorigen Jahr betrug dieser Lehrstellenüberhang nur 7.400 Stellen. Damit kommen auf etwa 100 Ausbildungsstellen 115 Bewerber.
 
Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen zeigte sich über die Bilanz erfreut und sagte: "Der Ausbildungsmarkt hat sich gedreht, er ist zu einem Bewerbermarkt geworden. Das ist eine sehr gute Nachricht für die jungen Menschen. Sie können aus einer Vielzahl von Angeboten auswählen. Es ist auch eine erfreuliche Nachricht für die Wirtschaft, aber auch eine Herausforderung."
 

Fachkräftebedarf schwieriger zu decken

 
Für Betriebe bedeutet dies allerdings, dass sie ihren Fachkräftebedarf durch Ausbildung in den eigenen Betrieben immer schlechter decken können. Der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages Hans Heinrich Driftmann fürchtet, dass bis Ende des Jahres jede achte Ausbildungsstelle unbesetzt bleiben könnte.
 
Es gilt, alle Potenziale junger Menschen zu nutzen. Besonders wichtig ist es, die Zahl der Altbewerber weiter abzubauen und auch Jugendliche in Ausbildung zu bringen, die Schwierigkeiten haben. Laut Berufsbildungsbericht ist die Zahl der jungen Menschen in Übergangssystemen - also in Maßnahmen zwischen Schule und Ausbildung – seit 2005 kontinuierlich zurückgegangen.
 
Besonderer Schwerpunkt sind jugendliche Ausländer, deren Ausbildungsquote nach wie vor nur halb so hoch ist wie die der deutschen Jugendlichen. Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund stellen inzwischen mehr als ein Viertel der Altersgruppe. Darüber hinaus sollen Jugendliche mit schlechten Startchancen eine gute berufliche Ausbildung und Perspektive erhalten.
 
Ein wichtiges Instrument dafür sind neben den ausbildungsvorbereitenden Maßnahmen der BA die Einstiegsqualifizierungen (EQ) der Betriebe. Im laufenden Jahr standen für diese betrieblichen Langzeitpraktika 22.700 Plätze zur Verfügung, 3.710 Plätze für förderungsbedürftige Jugendliche. Erfahrungen der vergangenen Jahre zeigen, dass EQ besonders gut geeignet sind, um auch Jugendliche mit Problemen in Ausbildung zu bringen.
 

Bilanz des Ausbildungspakts

 
Anlässlich der vorgelegten Zahlen zogen auch die Partner des Ausbildungspakts eine positive Bilanz. Danach hat die Wirtschaft wieder durch neue Ausbildungsplätze und zahlreiche erstmalig ausbildende Betriebe den Jugendlichen neue Chancen eröffnet. Die Bundesregierung hat die Instrumente zur Förderung junger Menschen neu geordnet und auf den individuellen Handlungsbedarf ausgerichtet.
 
Künftig liegt der Schwerpunkt der Paktarbeit bei einer möglichst frühen Berufsorientierung. Berufseinstiegsbegleiter – künftig ein Regelinstrument - unterstützen an 2.000 Schulen Schüler ab dem vorletzten Schuljahr beim Übergang von der Schule in die Ausbildung. Die Bundesregierung verdoppelte die Zahl der Vermittler für die passgenaue Vermittlung. Die Wirtschaft verstärkt zudem ihr Engagement für mehr Partnerschaften zwischen Schulen und Betrieben und für die Berufsorientierung.
 
Die Kultusministerkonferenz sorgt für eine bessere Ausbildungsreife von Schülerinnen und Schülern. Die Länder setzen sich intensiv mit der Bündelung von Maßnahmen im Übergang von Schule und Ausbildung auseinander und unterstützen verstärkt Kindern aus Migrantenfamilien. Zudem bereiten sie im Unterricht durch systematische Vorbereitung auf den Übergang von der Schule in die betriebliche Ausbildung vor. Sie bemühen sich um Anlaufstellen für Berufsorientierung und den Ausbau von Bildungspartnerschaften zwischen Unternehmen und Schulen. Erste Erfolge stellen sich ein. Die Zahl von Jugendlichen ohne Schul- oder Berufsabschluss ist rückläufig.
 
Der Präsident der Kultusministerkonferenz, Bernd Althusmann, lobte die Zusammenarbeit mit Wirtschaft und Bund bei der Berufsorientierung. "Dadurch sind die Chancen für junge Menschen, eine qualifizierte Berufsausbildung zu erreichen, deutlich gestiegen", sagte er.

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