Existenzgründung aus Arbeitslosigkeit besser als ihr Ruf

 

 "Über den zweiten Laden denke ich jetzt nach", sagt die junge Existenzgründerin Kim Sohn aus Berlin. Sie hat den Weg von der Arbeitslosigkeit in die Selbstständigkeit erfolgreich absolviert. 
 
Wenn die Voraussetzungen – wie fachliches und kaufmännisches Können – erfüllt werden, sind Existenzgründungen oft erfolgreich. Zu diesem Ergebnis kommt auch eine aktuelle Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung Berlin  (DIW) und des Instituts für die Zukunft der Arbeit Bonn (IZA).
 

Die Gründungsförderung durch die Arbeitsagenturen

 
Die Existenzgründungen aus Arbeitslosigkeit sind in den letzten 25 Jahren zu einer wesentlichen Säule des Gründungsgeschehens in Deutschland geworden. Allein im Jahr 2009 haben 157.000 Menschen eine Gründungsförderung der Bundesagentur für Arbeit in Anspruch genommen. Eine von ihnen ist Kim Sohn, Konditormeisterin aus Berlin. Die Arbeitsagentur Berlin-Nord begleitete und unterstützte die 28-jährige bei ihrem Vorhaben, die eigene Konditorei mit kleinem Café zu eröffnen.
 

Der Weg in die Selbständigkeit

 
Für Existenzgründer gibt es zahlreiche Unterstützungsangebote von staatlicher Seite. Zum Beispiel den "Gründungszuschuss", der im Jahr 2007 aus der Zusammenlegung von "Überbrückungsgeld" und "Existenzgründerzuschuss" hervorging. Auch Kim Sohn half der Gründungszuschuss bei der Verwirklichung eines Lebenstraumes: die eigene Konditorei.
 
Kim Sohn schloss 2001 ihre Lehre zur Konditorin erfolgreich ab. Sie arbeitete anschließend in verschiedenen Bäckereien und Hotels. 2007 legte sie ihre Meisterprüfung ab. Doch das Diplom zahlte sich nicht in erwünschtem Maße aus. Auf viele Bewerbungen erhielt sie die Antwort "überqualifiziert". Nach sechs Wochen Arbeitslosigkeit 2009 fasste sie den Entschluss, den Schritt in die Selbständigkeit zu wagen.
 

Gründer finden viel Unterstützung

 
Unterstützung für ihr Vorhaben fand Kim Sohn von Anfang an  bei der Arbeitsagentur Berlin-Nord. Die zuständige Vermittlerin Angela Leppinius begleitete Kim Sohn auf dem Weg in die Selbständigkeit. Dass es Kim Sohn mit ihrem Vorhaben ernst war, merkte Leppinius schnell: "Mit der Zeit entwickelt man schon ein Gespür dafür, ob ein Gründungsvorhaben Aussicht auf Erfolg hat oder nicht. Die eigene Motivation spielt dabei sicherlich eine entscheidende Rolle." Die Arbeitsvermittlerin sieht im Gründungszuschuss ein geeignetes Mittel, sich eine eigene Existenz aufzubauen. "Natürlich müssen die Voraussetzungen stimmen", sagt sie. Dazu zählen die fachliche Eignung, eine hohe Motivation, viel Eigeninitiative und unternehmerisches Gespür.
 
Kim Sohn nahm die Beratung bei Angela Leppinius gern in Anspruch. Sie informierte sich zusätzlich beim Existenzgründungsportal des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie.
 
Das Ministerium steht den Gründern mit Rat und Tat zur Seite. Die im Januar 2010 geschaffene Initiative "Gründerland Deutschland" bündelt Maßnahmen zur weiteren Stärkung der Gründungskultur in Deutschland. Außerdem zeigt das Existenzgründerportal des Wirtschaftsministeriums Wege in die Selbständigkeit auf und bietet Expertenrat. Eine Gründungswerkstatt, Checklisten und Übersichten rüsten potenzielle Existenzgründer mit dem nötigen Fachwissen aus.
 
Sohn nahm außerdem an einem Existenzgründungsseminar teil. Dann entwarf die junge Frau einen Business-Plan und suchte nach einer geeigneten Gewerbefläche. Und sie ließ sich eine fachkundige Stellungnahme durch eine Unternehmensberatung ausstellen. Der Weg in die Selbständigkeit war frei.
 

Bei "Torte la Tarte" gibt es den Wohlfühlfaktor

 
Für die Planung und Umsetzung ihres Vorhabens brauchte Kim Sohn gerade einmal sechs Monate. Im Dezember 2009 öffnete in Berlin-Reinickendorf  das Café "Torte la Tarte". Inhaberin: Kim Sohn.
 
Neben der Unterstützung von staatlicher Seite spielte der Zuspruch von Familie und Freunden eine wichtige Rolle. "Die Hilfe meines Lebensgefährten und meiner Eltern haben mir viel Kraft gegeben", so Kim Sohn.
 
Die Verkaufs-, Büro- und Produktionsräume  baute die Konditormeisterin zusammen mit ihrem Lebensgefährten in Eigenregie um. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Beim Betreten der Konditorei ist sofort zu spüren: Hier wird mit Liebe gebacken. Kim Sohn ist der "Wohlfühlfaktor" besonders wichtig: "Die Leute sollen hier mit einem guten Gefühl rausgehen".
 
Das Konzept geht auf. Die Reinickendorfer Konditorei wurde von Anfang an gut angenommen. Mitunter muss Konditorin Sohn auch mal einen Auftrag ablehnen. Aus Zeitmangel. Denn hier steht die Meisterin noch selbst in der Backstube. Ihr Credo: "Die Qualität muss stimmen!"
 
Die Anfangszeit war hart: "Ein 16-Stunden-Tag war keine Seltenheit", sagt Kim Sohn. "Wenn ich dann aber die fertigen Torten gesehen habe, hat das für Vieles entschädigt. Ich bin mit Kreativität und Leidenschaft bei meiner Arbeit. Das motiviert mich jeden Tag, Höchstleistungen zu bringen."
 
Inzwischen beschäftigt Kim Sohn sogar Mitarbeiter: Eine Vollzeitmitarbeiterin und eine Aushilfe. Kim Sohns Vermittlerin, Angelika Leppinius, erlebt das öfter: "Oft schaffen sich Existenzgründer nicht nur ihren eigenen Arbeitsplatz, sondern weitere". Die berufliche Selbständigkeit von ehemals Arbeitslosen ist zu einem eigenen Wirtschaftszweig geworden.
 

Motivierte Gründer sind erfolgreich

 
Wie auch bei Kim Sohn hängt der Erfolg der Selbständigkeit maßgeblich von den Motiven der Gründer ab. Das bestätigt auch die gemeinsame Studie des DIW Berlin und des IZA Bonn. Die Studie beleuchtet die Gründungsmotive  von Gründern, die zuvor arbeitlos waren,  und die Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt. Herausgekommen ist, dass vor allem die motivierten und entsprechend gut vorbereiteten Gründer (16 Prozent) besonders erfolgreich waren. Rund zwei Drittel der Gründer, die die Bundesagentur für Arbeit 2003 gefördert hat,  waren 2008 noch immer selbständig. Weitere 20 Prozent gingen einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nach und nur etwa ein Zehntel hatte sich erneut arbeitslos gemeldet.
 
Der Lebensgefährte von Kim Sohn gibt potenziellen Gründern mit auf den Weg, dass sich die Selbständigkeit in der Anfangsphase sprichwörtlich aus den Attributen "selbst" und "ständig" zusammensetzt. Mit viel Willen, Überzeugung und der Begeisterung für den Beruf lassen sich diese Herausforderungen aber meistern. Er hat es bei seiner Freundin selbst miterlebt.

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